Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber nach dieser langen und knappen Saison brauchte ich erst mal ein bisschen Abstand. Mit Christoffer Rambo hatte ich mich schon Anfang Juni via Videocall unterhalten. Zu dem Zeitpunkt stand der Klassenerhalt von GWD Minden noch nicht fest. Dieses Interview zu schreiben, da habe ich erst jetzt zu gefunden. Zu intensiv war diese Saison, viele Spieler verlassen den Verein. Und mit Christoffer „John“ Rambo verlässt ein ganz großer diesen kleinen Verein. Und ich befürchte, dass wir Mindener ihn noch sehr oft vermissen werden.
Nicht nur sportlich wird GWD einen großen Spieler verlieren, menschlich wird er auch eine riesige Lücke hinterlassen. Ich bin nervös in dieses Gespräch gegangen und meine größte Sorge war, dass er mich nicht gut verstehen würde. Vorsichtshalber hatte ich mir alle meine Fragen vorher ins Englische übersetzt. Aber schon nach ein paar Minuten wurde mir klar, dass diese Sorge völlig unbegründet war. Er spricht und versteht Deutsch unheimlich gut. Cool und souverän beantwortet er meine Fragen in der Sonne sitzend auf seiner Dachterasse. Es geht um seinen Abschied aus Minden, seine Wohngemeinschaft mit Kevin Gulliksen und seine Vorfreude auf zu Hause. Ein sehr angenehmes Gespräch.
Derbys auch für ihn sehr emotional
Was er an emotionalen Spielen mitnimmt, sind vor allem die Derbys gegen den TuS N-Lübbecke. In einem seiner ersten Derbys in Lübbecke kann er sich noch gut an den Auswärtssieg erinnern. GWD lag zurück, er kam spät aufs Feld und machte gleich ein paar Tore hintereinander. Spiel gedreht und mit zwei Punkten nach Hause gefahren. Das ist schon unvergesslich. Immerhin noch ein Spieler, der sich an echte Mühlenkreis-Derbys erinnern kann.
Die Derbys waren immer emotional. Derbys sind Derbys.
Auch kann er sich noch gut an das „Kommando“ erinnern, die mal die Straßen nach einem Derby gesperrt haben. Auch zu Hause in der Kampa-Halle in voller Halle, das gefiel ihm. Aber auch die Stimmung mit weniger Zuschauern in Lübbecke, die Enge, das ist sein Ding.
Die letzte Niederlage ist für ihn immer die bitterste. Er blickt nie so weit nach zurück. Das ist Christoffer Rambo. Auch konnte er mit dem Druck in der vergangenen Saison gut umgehen.
Gibt es etwas, was er an Minden vermissen wird?
Man kann erst etwas vermissen, wenn man weg ist. Das sind seine bisherigen Erfahrungen. Hier hat er z. B. die frische Luft, die Berge und den Schnee Norwegens vermisst. Bekannte im Verein und in der Stadt wird er vermissen, aber er wird versuchen, Kontakt zu halten. Aber die Fans und die Weser, seine Glacisrunde all das wird ihm erst fehlen, wenn er in Sandefjord angekommen ist.
Seit Januar hat er seine Kinder nicht mehr gesehen und das zerrte zuletzt schon sehr an ihm. Die Rückkehr nach Sandefjord war vor allem auch von seiner Frau gewollt. Sohn Noah sollte noch einen norwegischen Kindergarten besuchen, bevor er eingeschult wird. Diese Entscheidung war für Noah sehr zum Vorteil. Sein Norwegisch ist viel besser geworden, so wird er keine großen Probleme in der Schule bekommen.
Sein Kopf hat noch deutsch getickt.
Christoffer über Sohn Noah, der übrigens besser deutsch spricht als der Papa
WG-Leben mit Kevin Gulliksen, das interessiert mich
Das Leben in der WG ist sehr gut gelaufen, eigentlich viel besser als erwartet. Kochen und alle sonstigen Arbeiten wurden geteilt. Besonders der neue Gasgrill kam öfters zum Einsatz.
Das WG-Leben hat gut geklappt. Ich bin doch erwachsen. Ob Kevin da jetzt zwischen rumläuft, ist auch egal. Ich habe immer Staub auf dem Kopf und muss immer alles sauber machen.
Gab es denn auch irgendetwas an Kevin, was ihm auf die Nerven gegangen ist? Doch das Einzige, das er keine Ruhe hat einen Film zu gucken. Er kann nicht eine Stunde ruhig sitzen. Gezockt haben die beiden auch viel, um die Zeit rumzukriegen. Besonders stolz ist er auf sein neues Lenkrad, mit dem er jetzt Formel 1 Rennen „fährt“.
Gibt es einen Wunschspieler, mit dem er gerne mal in Minden zusammengespielt hätte?
Gespielt hat er schon mit vielen Spielern, die inzwischen in besseren Vereinen spielen, wie Marian Michalczik und viele Skandinavier. Gerne hätte er mit dem ein oder anderen noch länger zusammengespielt.
Gerne gespielt hat er gegen Finn Lemke. Auf der Platte ist immer Feuer gewesen, aber nach Schlusspfif war alles vergessen.
Finn Lemke ist ein körperliches Monster
Über seinen Lieblingsgegner
Gerne gespielt hat er in Flensburg und Kiel, wobei ihm in Flensburg die kompakte Halle sehr gefallen hat.
Welche besonderen Momente verbindet er mit Minden?
Natürlich die Geburt seiner Kinder. Hier hat er mit seiner Familie viele gute Sachen erlebt und auch viele aus denen er gelernt hat. Bitter war auch der Abstieg 2015 in die 2. Liga damals. Der Wiederaufstieg mit GWD Minden gehört auf alle Fälle zu den positiven Erlebnissen. Es ist okay, das es jetzt zu Ende ist. Er geht nach Hause. Drei Jahre möchte er noch in Sandefjord spielen und evtl. ein Studium beginnen.
Mit meiner Karriere in Minden bin ich zufrieden.
Er kam 2013 mitten in der Saison und hat sich hier sehr zu Hause gefühlt. Nach dem damaligen Abstieg hat er sich auch unter Frank Carstens noch mal richtig weiterentwickelt. Mit Frank Carstens hat er dann alles zusammen erlebt bis heute. Auch findet Rambo die Entwicklung der Mindener-Fans bemerkenswert. Die Veränderung des Handballs hat auch die Fans verändert.
Ohne Frank Carstens wäre ich nicht so weit, wie ich jetzt bin.
Besondere Freiheiten hat er aber beim Trainer nicht bekommen. Frank Carstens sagt auch durchaus mal etwas. Und wenn es raus muss, dann kann er schon mal explodieren. So lange die Spieler 100% und wirklich alles geben, sagt er nichts. Angst oder Zweifel nach 3-4 Fehlwürfen kennt John überhaupt nicht. Manchmal klappt es gut, manchmal eben nicht.
Und jetzt die letzte Frage, die mir unter den Nägeln brennt
Ich wollte wissen, warum er immer wieder auch nach dem 7. Fehlwurf „schnodderig“ versucht, aufs Tor zu werfen. Warum macht er das? Seine Antwort: Nicht das Tor ist so wichtig! Wichtig ist, dass mein Gegner nicht dazu kommt, ein Tor zu werfen.
Vielen Dank für das Gespräch! Alles erdenklich Gute für dich und deine Familie in Sandefjord! Lass mal wieder von dir hören!
Übrigens für alle, die wie ich des Norwegischen nicht mächtig sind, „Ha det fint“ heißt „Mach es gut“. Geschrieben mit der Hoffnung, dass er vielleicht noch einmal zurückkehren könnte.










Fotos by Nadine Hoppmann
Ab ins Kreuzverhör!
kalt oder heiß? kalt
Lieblingsgetränk? Cola
Lieblingsessen? Tacos
Strand oder Berge? Beides
Leise oder laut? leise
Dein Musikgeschmack? alles von House zu Indie Rock
Facebook oder Instagram? Instagram
Auto oder Fahrrad? Auto
Party oder Couch? Couch
Tattoo oder Piercing? Tattoo
kompliziert oder einfach? einfach
Kraft oder Lauftraining? Krafttraining
Dein liebster Wurf? Sprungwurf
Dein Ritual vor dem Spiel? von der Kabine zur Bank gehen und dann erst
tapen
und immer 20 Schluck Wasser trinken