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Abschiedsinterview mit Juri Knorr

Fast ein Jahr ist es her, da habe ich schon einmal mit dem Shootingstar der HBL gesprochen (das Interview könnt ihr hier nachlesen). Als sein Wechsel zu den Rhein-Neckar Löwen bekannt wurde, hat er mir noch ein Abschiedsinterview versprochen, und wie ihr seht, hat er sein Versprechen gehalten.

Via Videocall haben wir uns unterhalten und bin auf einen sehr nachdenklichen Juri getroffen. Nachdenklich nicht, weil bald der Wechsel ansteht, nein, sondern weil er sehr unzufrieden mit seiner Leistung im Liga-Endspurt ist.

Ich möchte nicht als Absteiger GWD verlassen.

Ganz offen haben wir über seine Zeit bei GWD, die Corona-Zeit und seine eigene Corona-Erkrankung, die Weltmeisterschaft und seine Vorfreude auf die Rhein-Neckar Löwen gesprochen.

Als ich ihm mein Motto für diesen Artikel nenne „Gelb steht dir nicht“ sage, lächelt er verschmitzt. Okay, das war ja auch nicht nett von mir, aber einen kleinen Seitenhieb in Richtung Mannheim konnte ich mir nicht verkneifen.

Welcher Moment war sein emotionalster bei GWD Minden?

Ganz klar der Heimsieg gegen den TBV Lemgo-Lippe im Oktober 2019. Juri erzielte sieben Tore und glänzte mit wichtigen Anspielen. Es war ein ausgeglichenes und hart umkämpftes Spiel mit einem furiosen Ende. Erst eine Minute vor Schluss machte GWD den doppelten Punktgewinn klar und zog von 31:31 auf 33:31 weg. Das war ein richtig schöner und kämpferischer Sieg. Juri bezeichnet es als sein bestes Spiel für GWD. Ich kann mich noch gut daran erinnern, denn ich war live in der Halle mit dabei.

Und welcher Sieg war der schönste?

Kurz darauf der Last-Minute-Sieg in Nordhorn. Die Gegnerhalle war voll. GWD lag schon 3 Tore zurück. GWD gewinnt das fulminante Duell mit mit einem Tor. 25:26 steht es in der Emsland-Arena nach 60 Minuten. Juri mag diese Auswärtsspiele und jubelt gerne in fremder Halle.

Welche Niederlage war die bitterste?

Die Niederlage in Essen. Erst vor Kurzem hat GWD Minden dort eine desolate Leistung gebracht. Die ganze Mannschaft ist mit großen Erwartungen dorthin gefahren und krachend gescheitert. Mit einer 29:20- Niederlage schlichen die Mindener mit hängenden Köpfen aus der Halle.

Bei GWD ist er schnell zum Leistungsträger geworden

Als er in seine erste Saison für GWD gestartet ist, war er noch ein unbeschriebenes Blatt. Er kam nach Minden und konnte sich auf dem Spielfeld austoben. Er kam meist von der Bank und sollte Energie in das Spiel bringen.

Das war in der zweiten Saison anders. Jetzt hat er eine tragende Rolle über das ganze Spiel hinweg. Der Blick nach einer langen und schwierigen Saison ist gegen den Abstieg gerichtet. Das ist auch für ihn nicht einfach. Die letzten Spiele waren für ihn nicht befriedigend, aber es gibt so Phasen, mal läuft es besser, mal läuft es schlechter. Die letzten Spiele versucht er auch bewusst, als seine letzten Spiele für GWD zu sehen. Sein kompletter Fokus steht auf den Klassenerhalt mit GWD. Mentalen Ausgleich findet er beim Basketballspielen. Abseits des Sports verbringt er gerne Zeit mit seiner Freundin, die jetzt auch an seiner Seite ist.

Die Erwartung, die ich an mich selber habe, das ich mit den anderen das rumreiße. Dass wir nicht den Worst-Case erleben, da nehme ich mich vor allen Dingen selbst in die Verantwortung.

Mit seiner aktuellen Leistung ist er nicht zufrieden und geht da auch ganz selbstkritisch mit um. Er möchte noch mal das Optimum aus sich herausholen, sowie er das schon oft in der vergangenen Zeit gezeigt hat.

Nach dem Daumenbruch wütend gestartet

Einen Tag vor dem Daumenbruch hatte er noch zu seinem Vater gesagt: „Ich fühle mich richtig gut. Ich fühle mich voller Energie!“ Und am nächsten Tag fahren sie zusammen ins Krankenhaus. Da hat er gemerkt, dass man nichts für selbstverständlich nehmen kann. Die Daumenfraktur war schon komplizierter und nicht so ganz einfach zu operieren, aber alles ist optimal verlaufen. Aber auch da merkte er, es kann sich alles sehr schnell ändern. Aus dieser Phase hat er aber viel mitgenommen. Ein bisschen wütend ist er dann nach der Verletzung gestartet, aber auch das Gefühl endlich wieder auf der Platte stehen zu dürfen, hat Energie freigesetzt. Er hatte so viel Lust auf Handball und wollte allen zeigen, wie gut er ist.

Aber vielleicht kann ich auch noch mal an dieses Gefühl denken. Denn momentan nach der langen Saison mit der Corona-Erkrankung und der WM bin ich einfach sehr müde. Vielleicht kann ich daraus ein bisschen Energie ziehen. Das Gefühl damals war schon super.

Die Einladung zum ersten A-Nationalmannschafts-Lehrgang hat er einer Verletzung von Marian Michalczik Verletzung zu verdanken. Denn für ihn ist er nachgerückt. In Aschersleben konnte er zeigen, was er drauf hatte. Er war sehr aufgeregt, aber glücklich, dass er dabei war. Denn direkt nach dem Lehrgang mit dem ausgefallenen Länderspiel begann der erste Lockdown. Auch die Liga wurde abgebrochen.

Die Motivation für die neue Saison bei der A-Nationalmannschaft geholt

Sein Nationalmannschaftsdebüt gab er nach dem ersten Lockdown und steckte sich mit Corona an. Und es hatte ihn heftig erwischt mit hohen Fieber und Husten über mehrere Tage. Auch die Ungewissheit, dass man so eine neuartige Erkrankung hat, die niemand so wirklich kennt, das nagte in der Zeit schon an ihm. Umso besser, dass er jetzt nichts mehr von dieser Erkrankung spürt.

Debüt bei der umstrittenen WM in Ägypten

Für ihn war sofort klar, dass er an dieser WM teilnehmen wollte. Diese WM war das größte sportliche Event für ihn. Da er auch genug Antikörper gebildet hatte, war das Ansteckungsrisiko sehr gering. Auch im Nachhinein ist es immer noch die richtige Entscheidung. Die Mannschaft war sicher untergebracht. Auch die kontroversen Diskussionen, ob man jetzt während der Corona-Pandemie eine WM stattfinden lassen sollte, haben ihn nicht kalt gelassen.

Man kann diese Diskussionen ja nicht wegreden. Während Kinder und Jugendliche in dieser Pandemie nicht mehr zur Schule gehen dürfen und ihren Sport nicht ausführen dürfen, fliegen wir zur WM und spielen Handball. Ich bin nicht locker in diese WM gegangen.

Der Kampf gegen den Abstieg ist nicht einfach

Die letzte Serie, die GWD mit vielen Punkten hingelegt hat war klasse, aber GWD ist alles andere als sicher. Verletzungen brachten sie immer wieder von ihrem Weg ab. Das GWD-Team ist sehr jung und besitzt wenig Bundesliga-Erfahrung, aber dafür haben sie sich gut geschlagen. Auch für ihn heißt es jetzt das Ruder rumzureißen und noch mal alles zu geben in den letzten Spielen.

Gutes Verhältnis zu Frank Carstens

Auch das gute Verhältnis zu Frank Carstens ist dabei wichtig. Zwischen den beiden musste es aber auch erst wachsen.

Ich bin glücklich, das Frank Carstens hier mein Trainer war.

Das bei GWD die ganze Struktur darauf ausgelegt ist, jungen Spielern Verantwortung zu geben, das ist für ihn wichtig gewesen. Dass er viel Zeit auf dem Platz bekommen hat, dafür ist Juri sehr dankbar. Es spricht für Frank Carstens, wie viele Spieler es jetzt in den Profikader geschafft haben. Miro Schluroff nimmt eine große Entwicklung und mit der Verpflichtung von Magnus Holpert kommt der nächste junge Mittelmann an die Weser.

Blick nach vorn

Wie groß ist die Freude auf die Rhein-Neckar Löwen? Neben der neuen Region und das neue Leben in und um Mannheim freut Juri sich auf sein neues Team. Wieder was Neues zu erlernen und kennenzulernen. Er wird sich mit viel Energie auf seine neue Rolle vorbereiten. Er freut sich auf alles bei den Rhein-Neckar Löwen. Ich gönne es dir, Juri!

Mach es gut Juri! Du hast das GWD-Team auf alle Fälle bereichert und uns viele schöne Siege beschert.

Viel Glück und Erfolg in Mannheim

Titelfoto by Nadine Hoppmann

Ab ins Kreuzverhör!

kompliziert oder einfach? eher kompliziert

leise oder laut? leise

salzig oder süß? süß

Schlag-oder Sprungwurf? Schlagwurf

Abwehr oder Angriff? Angriff

Kraft-oder Lauftraining? Krafttraining

Lieblings-App NBA

Tattoo oder Piercing? wenn dann Tattoo

Ritual vor dem Spiel? Routine kein Ritual

Lieblings-Halle Kampa-Halle mit vielen Zuschauern

Das kann ich überhaupt nicht Alltagshonk im handwerklichen Bereich

Das kann ich besonders gut Handball spielen

Von Nadine Hoppmann

Hi, ich bin Nadine
Seit meiner Kindheit an, hat der Handball immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Nachdem ich viele Jahre selbst aktiv gespielt habe, hat der Handball-Virus mich nicht mehr los gelassen. Gut das mit GWD Minden ein erstklassiger Verein in meiner Heimatstadt zuhause ist. Aber auch der Handball über die Mindener Grenze interessiert mich. Die Spiele der Nachbarvereine, anderer Bundesligavereine und der Nationalmannschaft interessieren mich