Eins habe ich mir für das Gespräch mit Christian Zeitz vorgenommen: Ich frage ihn nicht, wie er denn nach Minden gekommen ist. Nein, so ein Fehler passiert mir nicht. Denn im Sky-Interview wurde ihm genau diese Frage gestellt. Seine schlagfertige Antwort war tagelang in den sozialen Netzwerken nachzulesen. „Mit dem Auto!“
Ich bin also vorbereitet. Was mich eher interessiert ist, wie die Kontakte nach Minden gestrickt wurden. Und wer ihn letztendlich an die Weser geholt hat.
Auch interessiert mich der Mensch Christian Zeitz. Nach Außen hin gibt er ja den starken Mann. Privat ist er ein absoluter Familienmensch, der seine Familie über seine sportliche Karriere stellt.
Herzlich willkommen im Mühlenkreis lieber Christian.
Das war schon ein Transfer-Hammer Ende September. GWD Minden verpflichtet Christian Zeitz. Ich habe mir erst mal lange verwundert die Augen gerieben. Dann konnte ich mich doch sehr schnell mit diesen Gedanken anfreunden. Christian Zeitz und GWD Minden, das könnte passen. Auch denke ich, dass GWD-Trainer Frank Carstens bei „Zeitzi“ die richtigen Worte finden wird.
Kontakt
Den ersten Kontakt gab es in der Tat im August. Der Auslöser war natürlich die schwere Schulterverletzung von Christoph Reißky. Es wurde ein Spieler auf der rechten Rückraumposition gesucht. Frank von Behren, sportlicher Leiter von GWD Minden und auch Carsten Lichtlein sind seine früheren Teamkollegen aus der Nationalmannschaft. Die Handball-Welt ist eine kleine und sehr familiär. Jeder kennt jeden und so lässt sich ein Kontakt schnell herstellen.
Zu dem Zeitpunkt gab es aber auch verschiedene Angebote und Optionen für ihn. Seine Familie stand immer im Fokus der beruflichen Entscheidung. So wie natürlich auch der Plan B, seinen Trainerschein zu machen. Dank seines jetzigen Vereins ist ihm beides gelungen. Seinen Trainerschein hat er inzwischen erfolgreich bestanden. Und dass er jetzt auch als Spieler auf der Platte steht, dafür ist er sehr dankbar.

Angekommen
Seine Familie fühlt sich in Minden bereits sehr wohl und das war für ihn der ausschlaggebende Grund. Seine ganze Familie ist in Minden sehr gut empfangen worden, dank Frank verlief alles so unkompliziert und reibungslos. Frank von Behren wie auch der gesamte Verein haben ihn in jeder Hinsicht unterstützt und in der Phase komplett begleitet. Dafür ist er ausgesprochen dankbar.
Diese Worte hört man auch nicht allzu oft im Profisport. Schön, dass es so etwas noch gibt.
Ich freue mich, hier zu sein und freue mich auf die nächsten zwei Jahre und was die Zukunft bringt, zeigt die Zeit! In unserer Zeit lebt man hier und jetzt. Und die Zukunft kommt von alleine.
Auf meine Frage, ob er und seine Familie sich hier schon eingelebt hat
GWD Minden
Wo sieht Christian seine Aufgabe in seiner neuen Mannschaft?
Christian ist ein Kämpfer und er wird versuchen, alles, was in seiner Macht steht, zu tun. Er möchte seiner Mannschaft eine gewisse Ruhe und Sicherheit verleihen und so die jungen Spieler auf diesem Weg begleiten. GWD Minden hält er für eine gute Truppe mit einem guten Trainer. Und natürlich freut er sich auf die Saison.
Karriereende mit 41 – definitiv
Für die Zeit nach seiner aktiven Laufbahn sieht er sich als Trainer an der Seitenlinie
Er freut sich auf seine letzten zwei Jahre als Handballspieler bei GWD Minden. Und mit 41 ist auch für ihn definitiv das Karriereende erreicht. Er sieht sich als Trainer an der Seitenlinie. Über die Jahre hat er sich sehr viel Wissen ansammeln können und er freut sich auf ein nächstes Kapitel in seiner Laufbahn. Sein Wissen an Spieler weiter zu geben und als Trainer zu fungieren, das ist sein Ziel.
Corona
Wo war er, als die Saison abgebrochen wurde? Und wie war das für ihn?
Sein Anfang war sehr vielversprechend in Stuttgart, und sie waren gut in Fahrt und drei von fünf Spiele wurden gewonnen. Sein Fokus lag darauf die Mannschaft zu unterstützen und den Klassenerhalt zu sichern.
Die Situation war sehr undurchsichtig am Anfang. Christian war gerade bei einem internen Fußballturnier, als die Nachricht von Jürgen Schweickart gekommen ist. „Das Training wird sofort eingestellt.“ Zu diesem Zeitpunkt konnte sich noch keiner das Ausmaß der Pandemie vorstellen. Für jeden einzelnen Menschen, egal ob es hier um Sportler oder andere Berufe handelt, war es eine komplett neue Situation, die man so noch nie erlebt hat.
Als Mannschaft lebten sie von Tag zu Tag und von Nachricht zu Nachricht und wussten nicht, was sie erwartet. Jeder Einzelne hat versucht, sich so gut es geht, zu Hause fit zu halten. Die Kommunikation zur Mannschaft war immer vorhanden. Dann kam der Abbruch der Saison, was aus seiner Sicht zu dem Zeitpunkt auch die richtige Entscheidung war!
Die Ungewissheit bleibt
Als Profi-Mannschaft ist es eine sehr schwierige Situation, wie auch für den Rest der Menschen und deren Leben. Man lebt von Training zu Training, von Einheit zu Einheit und von Spiel zu Spiel. Alle versuchen sich auf jedes Spiel zu fokussieren. Die Freude auf jedes weitere Spiel ist immer noch groß. Auch wenn die Gewissheit, es könnte das letzte Spiel sein, immer mitspielt.
Verletzungsgefahr
Der HBL-Kalender ist voll, die Verletzungsgefahr steigt
Der Spielplan ist eng gestrickt. Die Mannschaften haben sich aber seiner Meinung nach gut gerüstet. Natürlich ist die Verletzungsgefahr, wie man gerade sieht, unabhängig von Alter, auch bei ganz jungen Spielern sehr groß. Es sind schwere Verletzungen im Moment, die passieren.
Sein Alter spielt da aber absolut keine Rolle für ihn. Klar muss er etwas mehr machen als andere. Aber die Saison hat bereits gezeigt, wie viele junge Spieler sich schwer verletzt haben. Und das Wichtigste ist für alle Mannschaften und Spieler in der Liga gesund und möglichst ohne schwere Verletzungen durchzukommen. Man muss in diesem Sport natürlich auch ehrlich zu sich selbst sein und sich gut einschätzen.
Ich würde keinen Vertrag über zwei Jahre bei einem Bundesligaverein unterschreiben, wenn ich mich nicht dafür körperlich fit fühlen würde.
Angesprochen auf die ewige Altersdebatte
Wer kann mit dieser schwierigen Situation besser umgehen? Team Alt?
Einen Vorteil würde Christian da eher nicht sehen, aber in jeder Lebensphase ist eine gewisse Lebenserfahrung gut. Wiederum könnte man aber auch sagen, dass die jungen Spieler im Kopf freier und unbeschwerter sind. Es ist nicht zu pauschalisieren und von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.
Kieler-Zeit
Zurück zum sportlichen – Welcher Sieg war der wertvollste, emotionalste und schwerste?
Mit dem THW Kiel hat er alles abgeräumt was ging. Aber der Champions-League Sieg 2007 war für ihn persönlich der wertvollste, emotionalste und schwerste Sieg, den er je errungen hat.
Mit der Nationalmannschaft kann es natürlich nur der Weltmeisterschaftstitel 2007 gewesen sein. Aber auch etwas Besonderes war es, bei den Olympischen Spielen die Silbermedaille zu holen.
Kiel, Heidelberg, Stuttgart oder Minden? Wo fühlt er sich zu Hause?
Kiel ist nach seinem Geburtsort Heidelberg seine zweite Heimat. 13 Jahre hat er in Kiel verbracht und dort all seine Erfahrungen gesammelt. Sowohl die positiven und negativen. Beim THW ist er gewachsen und gereift. Kiel ist definitiv eine Heimat. Die Fans in der Kieler Arena sind unbeschreiblich, sie stehen immer hinter dem eigenen Team.
Privat genießt Christian jede freie Minute übrigens mit seiner Familie.













Fotos von der Christian Zeitz Instagram-Seite. Ein herzliches Dankeschön an alle Fotografen bzw. Fotografinnen!