Wenn man der Sohn von Ex-Handballer Thomas Knorr ist, dann ist man in den Handball-Arenen dieses Landes groß geworden. Seine erste Erinnerung hat er an die mega Sportarena in Hamburg. Diese Stimmung, die hat ihn gefesselt und ganz sicher auch zu dem gemacht, der er jetzt ist. Er ist einer der größten Handball-Talente Deutschlands. Seine Position ist die Rückraum-Mitte, die Schwachstelle der deutschen Nationalmannschaft. Ein weiterer Vorteil er kann auch im linken Rückraum eingesetzt werden. Er glänzt mit seinen Anspielen, ist immer anspielbereit, er kann das Spiel lesen, ist ideenreich. Alles, was ein Mittelmann braucht.
Blitzstart – große Karriere?
Aber er ist nicht nur der Sohn von Thomas Knorr. Er ist Juri Knorr. Nach den Kindheitserlebnissen stand für ihn schnell fest, dass auch ihn das Handball-Fieber gepackt hat. Im Jugendbereich spielte er für Bad Schwartau bzw. Lübeck und ein Jahr bei der HSG Ostsee. Trainer dort sein Vater Thomas.
Mit gerade mal 18 Jahren wechselt er zum großen FC Barcelona. Und dort hat er sich sehr wohl gefühlt. Und das eine Jahr hat ihn reifen lassen. Einfach mal aus dem familiären Wohlfühl-Umfeld rausgehen. Andere Menschen, Sprache und Kultur kennenlernen. Das war für ihn eine neue Herausforderung. Auch wenn er viel in der 2. Mannschaft gespielt hat, trainiert hat er auch viel mit der Profi-Mannschaft. Noch ganz frisch sind die Erinnerungen an das erste Mal in der Kabine des großen FC Barcelona. Dieses Jahr hat ihn handballerisch und menschlich reifen lassen.
Dann, obwohl er eigentlich noch ein Jahr Vertrag in Spanien hat, folgt der Wechsel zu GWD Minden. Denn nach dem super Jahr dort war die Frage, wie es weitergeht. Würde die zweite Saison genauso verlaufen? Und es gab einige Angebote. Gut, dass er sich für GWD Minden entschieden hat. Und jetzt ist er schon gar nicht mehr aus der Mannschaft von Frank Carstens wegzudenken. So wertvoll ist er für das Team von GWD Minden geworden.
Minden als Stadt gefällt ihm – es gibt sogar Wasser
In Minden fühlt er sich sehr wohl. In seinem ersten Jahr ist viel passiert und es war aufregend für ihn. Aber er ist auch zufrieden mit seiner Leistung. Dafür, dass er die Stadt Minden vor seiner Vertragsunterschrift gar nicht kannte, ist er positiv überrascht. Minden hat zwar nicht die Ostsee, aber mit der Weser doch etwas Wasser zu bieten.
Für die Zeit nach der Handball-Karriere hat er sich für das Studium der Wirtschaftspsychologie entschieden. Dies kann er sich als Fernstudium individuell einteilen. Denn auch die Corona-Krise und seine Daumenverletzung waren Hallo-Wach-Momente für ihn.
Apropos Corona
Juri war nach seinem Daumenbruch gerade wieder in guter Form. Bundestrainer Alfred Gislason hatte ihn zum A-Nationalmannschafts-Lehrgang nach Aschersleben nachnominiert. Das die Corona-Pandemie sein Debüt verhinderte, ist mehr als ärgerlich. Aber er kann dieser ganzen speziellen Situation auch etwas Gutes abgewinnen. Er hat das Beste daraus gemacht und zu Hause viel trainiert und Zeit für Dinge genommen, die sonst ausfallen müssen.
Wie war das denn beim Lehrgang?
Eigentlich hatte er Marian Michalcziks Verletzung gar nicht so mitbekommen und nie mit seiner Nominierung gerechnet. Und dann rief am Tag nach dem Balingen-Spiel der DHB an. Und Juri machte sich auf den Weg nach Aschersleben. Kontakt mit dem DHB bestand eh schon länger. Aber es ist ein Riesenunterschied zwischen A-Nationalmannschaft und Junioren-Auswahl. Denn schließlich kommen dort nur die besten Spieler Deutschlands zusammen.
Wenn Anfang Oktober die neues HBL Saison startet, weiß niemand so genau, wie es ablaufen wird. Werden Geisterspiele angesetzt? Werden die Hallen nur zu 20 % ausgelastet sein? Für Juri ist es natürlich mit Zuschauern und Atmosphäre schöner. Keine Frage. Aber für ihn ist der Ausblick auf „endlich wieder Handball spielen“ schon Motivation genug. Und die gesamte GWD-Mannschaft freut sich unglaublich auf die neue Saison.
Die längste Vorbereitung überhaupt begann Ende Mai
GWD-Trainer Frank Carstens bestellte seine Mannschaft Ende Mai zur 1. Phase ein. Gespickt mit vielen Trainingseinheiten und der Leistungsdiagnostik im HZ Bad Oeynhausen. Auch durften die Spieler zwischendurch ihren Urlaub genießen, aber auch hier gab es individuelle Trainigseinheiten mit ins Gepäck. Aber jetzt sind alle Spieler nach 5 Monaten nur trainieren, Intervallläufen und Testspielen heiß auf den Start der Liga.
Bevor es so weit ist, steht noch der Spielothek-Cup an. Dieses Jahr mit erstklassigen Gästen. Neben dem TuS N-Lübbecke und GWD Minden sind der Bergische HC und DHfK Leipzig in Lübbecke zu Gast. Der Bergische HC und Leipzig sind mit GWD Minden auf Augenhöhe und nicht nur Juri erwartet spannende und schöne Partien.
Leider findet der Spielothek-Cup ohne Zuschauer statt. Das Sportmenü in Dankersen, die alljährliche Mannschaftsvorstellung, fällt ganz aus. Ein schweres Los für viele GWD-Fans.
Juri hat noch ein Jahr Vertrag in Minden ….
….. und wie es dann weitergeht, das weiß er selber noch nicht. Dafür ist allerdings auch viel Zeit, denn die kommende Saison wird sehr lang. Aber die Chancen stehen gut, das große Handball-Talent noch ein wenig an der Weser zu halten. Auch wenn in unserem Gespräch klar geworden ist, dass er ein absoluter Familienmensch ist. Als seine Hobbys gibt er übrigens an: Zeit mit der Familie, der Freundin und Freunden zu verbringen.
Juri, ich danke dir für das Gespräch. Wir haben viel gelacht! Es war sehr angenehm.
Juri in Action
Fotos by Nadine Hoppmann
Juri im GWD Trikot
Fotos by Nadine Hoppmann
Juri immer mitten drin
Fotos by Nadine Hoppmann
Juri und ein ganz besonderer Fan
Foto: Nadine Hoppmannund noch einmal mit einem ganz besonderen Fan
Foto: Nadine Hoppmann
Juri beim Einlaufritual in der Lübbecker Halle
Foto: Nadine Hoppmann
